Travel Diary: Zwei Wochen in Japan | Teil 3

Einen Teil unseres Aufenthaltes in Japan haben wir in Gastfamilien verbracht – ein richtiges Abenteuer für meine Mitreisende Krystina und mich, da wir in einer Familie gelandet waren, die leider kein Englisch sprach und wir ja auch kein Japanisch konnten. Zur Verständigung hatten wir einen Zettel mit ein paar wichtigen Sätzen, mit denen wir uns nach der Toilette erkundigen konnten, sagen konnten dass wir kein Natto essen oder dass wir gerne Curry-Reis hätten. Außerdem hatten wir noch ein paar Regeln mit auf den Weg bekommen, bevor wir zu unserer kleinen Familie gebracht wurden.

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Paragliden in der Nähe von Naruko – Japan 2010

Japaner sagen ungerne nein, das liegt in der Kultur. Wenn man, besonders als Gast, also um etwas bittet, und es ist gerade nicht im Haus, dann werden unglaubliche Anstrengungen unternommen, bevor die Gastgeber zugeben müssen, etwas nicht im Haus zu haben. Das Problem ließ sich bei uns sehr leicht vermeiden, nicht nur, weil wir darauf hingewiesen wurden, sondern weil wir auch einfach nur sehr schlecht mit der Gastfamilie kommunizieren konnten. Unsere Familie bestand aus einem älteren Ehepaar, das in der Nähe von Naruko ein Hotel in einem kleinen Bergdorf betrieben hat. Wir haben natürlich das Zimmer mit der besten Aussicht zugeteilt bekommen und uns unglaublich gefreut, endlich mal ein paar Nächte hintereinander im selben Bett schlafen zu können.

Nach dem Ankommen hat unser Gastvater uns Bilder vom Paragiden gezeigt. Offensichtlich hat er bei Wettkämpfen teilgenommen und war auch sehr erfolgreich. Wir haben uns dann weiter mit Zeichnungen unterhalten, was wir machen und studieren. Außerdem hatten wir Fotos mit, was uns vorher empfohlen wurde, und konnten den Gasteltern zeigen, wo wir herkommen, was sie sehr gefreut hat.

Nach dem Austauschen der Gastgeschenke, wobei sich unser Gastvater extrem über die Schokolade gefreut hat (es gibt keine Schokolade wie wir sie kennen in Japan) gab es dann Abendessen, gemeinsam mit einer anderen Familie, die gerade im Hotel untergebracht war. Unsere Gastmutter hatte sich beim Kochen alle Mühe gegeben und das Essen hat sehr gut geschmeckt. Die Familie die auch im Hotel war konnte auch Englisch, was die Kommunikation etwas erleichtert hat. Als krönender Abschluss des Abends wurde der Jägermeister, den wir auch als Gastgeschenk mitgebracht hatten, geöffnet. Unser Gastvater war sehr verwundert, dass man das Zeug tatsächlich trinken kann, so starken Alkohol kannte er wohl nicht….

Am nächsten Tag erkannten wir den zweiten Grund, wieso unser Gastvater uns Bilder vom Paragliden gezeigt hatte: wir gingen tatsächlich Paragliden! Nur ein kurzes Stück, aber immerhin…und wir hatten schon etwas Bammel. Ich war immerhin einen Kopf größer als der Typ, mit dem ich geflogen bin und obwohl er das äußerst amüsant fand war ich weniger überzeugt. Spätestens in der Luft war das dann aber anders. Nach dem kurzen Flug sind wir dann noch etwas Essen gefahren, und unsere Gastmutter hat uns ganz stolz Curry-Reis bestellt (sie hatte ja unseren Zettel gesehen und da stand schließlich, dass wir gerne Curry-Reis hätten).

Am Abend kam eine Freundin der Gastfamilie vorbei, die Englisch Lehrerin war und wir konnten uns den ganzen Abend Dank ihr unterhalten. Wir haben so auch erfahren, dass wir am nächsten Tag wieder mit der Gruppe unterwegs sein würden um einen japanischen Kindergarten, einen Park, den Bürgermeister von Osaki und die Bigband einer Highschool zu besuchen. Für den Besuch des Bürgermeisters hatten wir vorab extra ein bisschen schickere Kleidung mitnehmen müssen.

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Japanischer Kindergarten – Japan 2010

Am nächsten Tag ging es also morgens zum Treffpunkt und von da aus in den Kindergarten. Dort haben die Kinder ein Lied für uns gesungen, oder eher geschrien, und dann haben wir noch alle zusammen ein Lied gesungen (also wir haben so getan als könnten wir das auch singen), bei dem Kinder lernen, wie man in die Badewanne springt. Generell gibt es in Japan ziemlich viele Lieder, bei denen man etwas lernt (baden, auf die Toilette gehen, ein Handtuch richtig auffalten…). Danach gab es noch Gruppenfotos mit alles Gruppen und wir durften noch kurz mit in die Klassen, in denen danach gebastelt wurde.

Danach ging es weiter in einen Park, in dem wir nicht nur die Landschaft und die kleinen, traditionellen Häuschen bestaunen durften, sondern auch Karpfen füttern, die in dem Teich unterwegs waren. Fische sind ja jetzt nicht so mein Ding…

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Karpfen in Japan – Japan 2010

Nach dem kurzen Zwischenstop gings weiter zum Bürgermeister von Osaki, der uns mit Gastgeschenken und Tee begrüßt hat. Außerdem hat er uns etwas über Osaki erzählt (zugegebenermaßen ist das schon ganz schön lange her, deswegen kann ich mich nicht an alles erinnern) und uns für unseren Besuch gedankt. Natürlich gab es das oblgatorische Gruppenfoto, bevor wir weiter gefahren sind um die Bigband-Probe an einer Highschool zu besuchen. Beim Betreten des Campus wurden wir behandelt wie Popstars – die japanischen Jugendlichen wollten unglaublich gerne mit uns auf ein Foto und waren viel zu schüchtern um uns zu fragen. Blonde Haare sind in Japan tatsächlich sehr ungewöhnlich. Bei der Gelegenheit hat uns eine der mitreisenden Japanerinnen auch erzählt, dass wir für sie auch alle gleich aussehen und sie uns sehr schwierig auseinander halten kann, trotz unterschiedlicher Haarfarben. Die Bigband-Probe war ganz interessant, vor allem weil sie mit einer gemeinsamen Atemübung eingeleitet wurde, was ich aus Deutschland so nicht kannte.

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Japanische Highschool – Japan 2010

Abends kamen wir völlig erschöpft wieder bei unseren Gastfamilien an und verbrachten einen schönen letzten Abend miteinander, da wir am nächsten Tag weiter gereist sind. Zum Abschied noch ein Foto und natürlich wurden die Visitenkarten ausgetauscht, damit man irgendwie in Kontakt bleibt. Wie das ohne gemeinsame Sprache per Mail funktionieren könnte, hat sich zu dem Zeitpunkt wohl niemand gefragt.

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Brücke in Sendai – Japan 2010

Am nächsten Morgen ging es an einem riesigen Einkaufszentrum vorbei, in dem wir einen kurzen Blick auf die schrägste Weihnachtsdeko Japans werfen konnten (rosa glitzernde Plastikweihnachtsbäume mit weißem Schmuck). Danach ging es weiter Richtung Sendai.

Sendai ist an der Küste und gehört zu den Städten, die nur wenige Monate nach unserem Aufenthalt in Japan von dem Tsunami quasi zerstört wurden. Zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren konnten wir noch wunderschöne alte Tempel und Parks bewundern und außerdem eine Bootstour zu durch die Strömung ganz abgeschliffenen kleinen Inselchen machen. Leider weiß ich nicht, wie viel davon heute noch übrig ist. Nach der Bootstour waren wir alle ziemlich durchgefroren und haben uns in einer traditionellen Teestube wieder aufgewärmt, bevor es zurück nach Naruko ging.

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Bootstour in Sendai – Japan 2010

Da wir uns schon von unseren Gastfamilien verabschiedet hatten, ging es in ein traditionelles Hotel, bei dem das Wasser in der Gemeinschaftsbadewanne aus heißen Quellen direkt aus der Erde kommt. Natürlich haben wir uns wie immer vor dem Bad richtig gründlich gewaschen und dann erst das unglaublich heiße Wasser genossen.

Am nächsten Tag ging es auch schon wieder früh raus, zu einer Meditation in einem Tempel. Nach der Meditation durften wir unsere eigenen Onigiri machen – das sind diese Reisbällchen oder Dreiecke aus Reis, die man mit einem Stück Alge versieht damit man sie einfach mit den Fingern essen kann. Dazu gab es Süßkartoffeln und Omelett, wie schon in Teil 1 erwähnt gibt es in Japan nicht nur unglaublich viel Reis, sondern auch viel Ei.

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Teezeremonie – Japan 2010

Zum Abschluss gab es eine klassische Teezeremonie, zu der wir Mädels in Kimonos gesteckt wurden, richtig mit schöner Schleife auf dem Rücken. Es gab kein Modell, das für mich wirklich lang genug gewesen wäre, aber immerhin sieht man das auf den Bildern nicht. Es war unglaublich, wie viele Regeln es bei einer normalen Teezeremonie gibt – wie weit man die Tasse drehen muss und wie man sie festhalten muss, bevor man trinken darf und wie man sie wieder abzustellen hat. Dazu kam, dass wir alle erkältet waren und es in den Kimonos nicht gerade warm war: Nase putzen ist in Japan nämlich auch eine Unart. Man sollte die Nase lieber hochziehen oder notfalls laufen lassen, aber sicher nicht in der Öffentlichkeit putzen, das beleidigt die Mitmenschen. Nachdem wir endlich wieder aus den Kimonos raus waren (sieht ja nett aus, aber bequem ist etwas anderes!) ging es weiter zu einer weiteren Schule in der wir Kendo, eine japanische Kampfsportart ausprobieren durften.

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Kendo – Japan 2010

Nachdem wir erneut verpackt worden waren und die klassische Kendo Ausrüstung anhatten, wurden uns die Regeln erklärt und ein paar Schüler haben uns ihr Können demonstriert. Danach durften wir auch mal ran und mit einer Art Holzschwert einem Schüler auf den Kopf schlagen. Ich hatte da doch meine Zweifel, das Kind war immerhin viel kleiner als ich, und habe nur zögerlich zugeschlagen, was einige deutlich amüsiert hat.

Am Abend gab es noch die große Sayonara-Party in Naruko, zu der alle Gastfamilien eingeladen waren. Das ist eine Art Abschiedsparty, bei der in der Regel sehr viel gegessen und getrunken wird. Wir hatten als Abschied ein Lied vorbereitet und haben das Fliegerlied vorgesungen, bei dem tatsächlich alle Japaner begeistert mitgetanzt haben. Zum Abschluss wurden dann noch die letzten Geschenke übergeben und Abschied genommen, bevor es für uns eine letzte Nacht ins traditionelle Hotel ging und für die Gastfamilien nach Hause.

Wie wir dann mit dem Shinkansen zurück nach Tokyo gefahren sind und ein paar Tage auf dem Reiterhof verbracht haben, erzähle ich in Teil 4, der kommt irgendwann nächste Tage! (:

Alexandra Claessens

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