Es gibt so viel Streetart in New York – vermutlich gibt es kein einziges Viertel in Manhattan oder Brooklyn, in dem sich nicht mindestens ein Künstler auf einer Wand verewigt hat. Einige der Kunstwerke sind vor allem bekannt und als Fotomotiv beliebt, weil man sie fast nicht übersehen kann (z.B. Gandhi und Mother Theresa an der Highline). In anderen Vierteln muss man sich dagegen bewusst auf die Suche machen, um schöne Motive zu finden. Natürlich ist nicht alle Streetart einen Besuch wert. Gerade in Little Italy und Chinatown lohnt es sich aber auf jeden Fall.
Beide Viertel sind vor allem wegen der kulturellen Besonderheiten, Geschichte und den Restaurants beliebt. Vielleicht ist gerade darum auch die Streetart in der Nähe der touristischen Hotspots ein beliebtes Fotomotiv. Es lohnt sich aber, ein wenig weiter zu schauen. Vor allem lassen Chinatown und Little Italy sich noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise entdecken, wenn man entlang der schönsten Streetart bis nach SoHo läuft!
Chinatown und Little Italy | Manhattan
Chinatown Manhattan ist eines der ältesten Chinesischen Vierteln in der westlichen Welt und war lange Zeit auch das größte Enklave in den USA. Das hat sich zwar mittlerweile geändert, dicht besiedelt ist Chinatown aber immer noch. Insgesamt wohnen über 140.000 Menschen in den vielen (mittlerweile etwas heruntergekommenen) Wohngebäuden mit den typisch Amerikanischen Feuertreppen. Das Viertel liegt in Lower Manhattan zwischen dem East Broadway und Grand Street und grenzt an u.a. die Lower East Side und Tribeca. Im Gegensatz zum nördlichen Manhattan haben die Straßen hier auch keine Nummern, sondern Namen, die auf einigen Straßenschildern nicht nur auf Englisch sondern auch auf Chinesisch zu sehen sind.
Im Norden von Chinatown befindet sich Little Italy. Das etwas kleinere Viertel ist genau wie Chinatown durch Einwanderer zu seinem Namen gekommen. Sie haben Little Italy auch kulturell geprägt. Dabei blieben die Italiener unter sich: Je nach Herkunft innerhalb Italiens zogen die Einwanderer in bestimmte Straßen, z.b. von Neapel in die Mulberry Street oder von Sizilien in die Elisabeth Street. Auch, wenn mittlerweile gar nicht mehr so viele Italiener in Little Italy leben, gibt es nach wie vor viele italienische Restaurants.
Beide Viertel haben ein ähnliches Straßenbild mit vielen Wohngebäuden und wenig architektonischen Highlights. Allerdings ist die kulturelle Herkunft sowohl in Chinatown als auch in Little Italy deutlich zu sehen. Lampions und chinesische Schriftzeichen auf der einen Seite, und rot, grün und weiß auf der anderen. Auch, wenn ihr nicht für die Streetart herkommen möchtet, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall!
Streetart Tour in Chinatown und Little Italy
Damit ihr nicht einfach drauflos laufen und darauf hoffen müsst, dass ihr die schönsten Streetart Spots zufällig findet, habe ich euch die schönsten und bekanntesten Werke hier einmal zusammengefasst. Dazu findet ihr jeweils meine persönliche Meinung, ob sich ein Besuch wirklich lohnt. Natürlich gibt es mit Sicherheit noch einige, die ich selbst nicht gefunden oder angeschaut habe. In dem Fall ergänzt gerne in den Kommentaren! (:
Audrey of Mulberry – Tristan Eaton
176 Mulberry Street
Tristan Eaton ist ein bekannter Streetart Artist in den USA und hat insgesamt über 100 verschieden Murals weltweit gemalt. Das Porträt von Audrey Hepburn in der Mulberry Street ist eines davon. Ich liebe die Farben und den Stil dieses Murals. Eaton hat Audrey bereits 2013 gemalt. Die Mulberry Street befindet sich mitten in Little Italy und das Kunstwerk befindet sich ganz in der Nähe von einigen Restaurants. Schräg gegenüber befindet sich übrigens eine direkt auf die Mauer gezeichnete (und etwas verblichene) „Anzeige“ für ein Café, die im Prinzip auch als Streetart durchgeht.
Cursum Perficio – Beau Stanon
161 Mulberry Street
Ebenfalls in der Mulberry Street befindet sich das Werk Cursum Perficio (übersetzt: Meine Reise ist vorbei) vom Streetart Artist Beau Stanon. Das Schiff steht für ein Stück Einwanderergeschichte und die vielen Menschen, die mit dem Schiff von Italien nach Manhattan kamen. Cursum Perficio ist Teil des L.I.S.A. Projects, das Streetart in Little Italy ermöglichen möchte.
Big City of Dreams – Tristan Eaton
399-387 Broome Street
Unweit von der Mulberry Street findet ihr ein weiteres Mural von Tristan Eaton. Big City of Dreams hat den gleichen Stil wie das Porträt von Audrey Hepburn und ist definitiv mein Lieblingsgraffity der Stadt. Hier solltet ihr auf jeden Fall vorbeischauen!
2024 – OSK OSK
188 Lafayette Street
Pünktlich zum Chinesischen Neujahr wurde das Werk bei 188 Lafayette Street erneuert. Da es sich um das Jahr des Drachen handelt, wurde hier ein Drache in gelb und rot gemalt. Ich fand persönlich den Tiger ein paar Häuser weiter deutlich beeindruckender und dachte erst, dass jemand dem Drachen mit weißer und schwarzer Schrift noch einmal einen eigenen Touch verleihen wollte. Anscheinend gehört das aber zu dem ursprünglichen Mural. Für mich nicht unbedingt ein Highlight, kann sich aber nächstes Jahr schon wieder ändern natürlich. Auch dieses Mural ist Teil des L.I.S.A. Projects.
Tiger – Sonny Sundancer
184 Lafayette Street
Direkt neben dem Drachen befindet sich ein ziemlich beeindruckendes Mural von einem Tiger von Sonny Sundancer. Der Tiger ist wieder Teil des L.I.S.A. Projects, und viel Info habe ich dazu nicht gefunden. Ich fand ihn ziemlich cool, allerdings habe ich online Bilder gefunden von dem Porträt eines Mannes, das hier vorher zu sehen war. Das war irgendwie deutlich beeindruckender (und größer). Trotzdem cool!
Pope Francis – Delphinoto
30 Prince Street
Delphinoto ist nicht nur ein Streetart Artist, sondern auch Klimaaktivist. Das Porträt von Papst Franciscus soll ausdrücken, wie wichtig es ist, dass alle Menschen Zugang zu organischen Lebensmitteln bekommen. Vor allem in einer Stadt in der über 2,5 Millionen Menschen keinen gesicherten Zugang zu Lebensmitteln haben.
Das Werkt stammt aus 2021, und zu Anfang des Projekts hat der Künstler jeden Morgen einen vollen Community Kühlschrank darunter aufgestellt, um Menschen, die finanzielle Probleme haben, frisches und gesundes Essen zur Verfügung zu stellen. Der Kühlschrank stand bei meinem Besuch zwar nicht mehr dort, die Botschaft ist aber gut! Insgesamt fand ich das Mural allerdings relativ klein und nicht sehr besonders. Wenn ihr zufällig vorbeikommt, kann man es sich mal anschauen, extra hinfahren würde ich aber nicht.
Prince & Mott – Ron Crawford
Leider konnte ich die genaue Location nicht mehr finden – aber kurz, nachdem wir Pope Francis gesehen haben, sind wir noch an einem Mural von Ron Crawford vorbeigekommen. Der New York Artist verkauft seine Werke normalerweise vor allem als Poster, in diesem Fall wurde ‚Prince & Mott‘ aber auch direkt auf eine Wand gemalt, und zwar genau an der Kreuzung, die es zeigt. Ich fand es ganz nett, und mal etwas komplett anderes als die anderen Werke, die wir gesehen haben. Trotzdem würde ich nicht unbedingt hinfahren, wenn ihr nicht zufällig daran vorbeikommt.
The Bowery Wall Mural
76 East Houston Street
Das Bowery Wall Mural war das letzte auf meiner Liste – und wenn ich ganz ehrlich bin, war ich hiervon wahrscheinlich am meisten enttäuscht. Auch, wenn es ganz cool aussah, konnte es einfach nicht mit den ersten Werken mithalten (und dafür waren wir mittlerweile auch schon ein ganzes Stück gelaufen). Streng genommen befindet sich die Bowery Wall auch nicht mehr in Little Italy sondern in Nolita. Gerade hier kann man noch jede Menge andere Streetart finden, wenn man sich die Zeit nimmt und sich im Viertel umschaut. Die Mauer wurde eine Zeit lang als Werbefläche genutzt, ist aber mittlerweile den Streetart Artists von New York City vorbehalten.
Streetart in New York City
Das waren die Murals, die ich mir während meines Besuchs im Februar 2024 in Chinatown und Little Italy angeschaut habe – die meisten habe ich auf englischsprachigen Blogs wie diesem gefunden. Außerdem bietet die Seite vom L.I.S.A. Project einen guten Überblick, was man gerade so finden kann. Allerdings ist nicht alles immer aktuell, nicht überall stehen Adressen dabei und manche Murals fehlen komplett (weil sie kein Teil des Projekts sind).
Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich einige Streetart gar nicht finden konnte, obwohl ich mir vorher online Adressen rausgesucht habe. Der beste Tipp, wenn ihr coole Streetart in New York City sehen wollt, bleibt also: Einfach die Augen auf zu halten und euch immer wieder umzuschauen.
Habt ihr noch Tipps für die schönste Streetart in New York die man auf jeden Fall gesehen haben sollte? Dann lasst gerne einen Kommentar da!