Travel Diary: Zwei Wochen in Japan | Teil 1

Vor ziemlich genau 4 Jahren war ich bei einem Austausch in Japan – leider hatte ich damals noch keinen Blog, um darüber zu schreiben, aber das werde ich jetzt nachholen. Es war für mich die erste Reise außerhalb Europas und ich habe es sehr genossen, auch wenn es nicht immer einfach war, sich in einem Lang zurechtzufinden, in dem man nicht einmal die Straßenschilder oder den Aufdruck auf einer Chipstüte lesen kann. 

Der Japan-Austausch war ein Angebot von unserem Landkreis für Jugendliche aus dem Kreis – und zusammen mit meiner Freundin Lisa habe ich mich angemeldet und wir konnten mitfliegen. Vor dem Trip gab es eine Einführung in die japanische Kultur zum Erlernen einiger wichtiger Grundregeln, um sich nicht vollkommen zu blamieren. Wenn man sein Glas leertrinkt oder seinen Teller leer isst bekommt man Nachschlag, das ist ja noch allgemein bekannt. Aber dass man sich nicht selbst etwas neues zu trinken nehmen darf sondern warten muss bis der Sitznachbar einem Nachschenkt und dementsprechend auch darauf achten muss, dass der Sitznachbar immer genug hat, war uns neu. Genauso wie die Tatsache, dass die Toilettenbrillen von japanischen Toiletten beheizt sind. Außerdem sollte man Japaner nie nach etwas fragen, das ihnen Umstände machen könnte – Japaner sagen nicht nein. Um sich nicht zu blamieren, versuchen sie dann alles menschenmögliche, um es den Gästen, in diesem Fall uns, recht zu machen. Und: niemals Natto essen. Aber dazu komme ich noch.

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Nach dem langen Flug über London waren wir natürlich ziemlich fertig, vor allem, da wir um 4 Uhr morgens von zuhause aufgebrochen waren. Direkt am Fughafen sind wir dann auch dem ersten Kulturschock begegnet: die Toiletten. Nicht nur die Klobrillen sind beheizt, man kann auch Musik an-, aus- oder umschalten, außerdem leiser und lauter stellen, es gibt einen Knopf mit dem man sich den Hintern abspülen lassen kann und einen, um die Dusche wieder auszuschalten. Leider sind sämtliche Knöpfe auf Japanisch beschriftet, das heißt es blieb uns nichts anderes übrig als die Knöpfe auszuprobieren. Nachdem wir den Knopf zum abziehen nach verzweifelter Suche nicht finden konnten, wurden wir von einer freundlichen englischen Touristin darauf hingewiesen, dass dieser sich nicht neben den anderen Knöpfen befindet sondern hinterm Klodeckel.

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Tokyo Sky Tree – 2010

Die japanischen Austauschschüler wollten uns aber nicht erst zur Jugendherberge bringen damit wir uns ein bisschen erholen konnten. Zwei Tage sind immerhin eine kurze Zeit und Japan ist groß. Also ging es nach einem Abstecgher zum damals noch nicht fertigen Tokyo Sky Tree  direkt los zum Asakusa Tempel mitten in der Stadt. Ziemlich beeindruckend, und der kleine Markt vorm Eingang war auch ganz süß, aber wir konnten die Augen kaum noch offenhalten und haben uns nach einem kurzen Rundgang vorm Eingang in die Sonne gesetzt und gewartet, dass die Japaner auch endlich fertig waren. Dann mussten wir uns noch etwas wünschen (man musste ein Yen-Stück bezahlen und konnte dann aus der passenden Schublade (das System habe ich auch nicht richtig verstanden) den für sich passenden Zettel holen, auf dem dann, netterweise auch auf Englisch, der weitere Lebensverlauf beschrieben steht), bevor wir endlich zur Jugendherberge gebracht wurden. Hier ist auch das Harmony Center untergebracht, die Einrichtung die den Austausch und Aktivitäten für Kinder und Jugendliche organisiert.

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Asakusa Shrine Tokyo – 2010

Endlich duschen – dachten wir. Denn auch das ist deutlich komplizierter in Japan als man denkt. Im Umkleideraum (natürlich für Männer und Frauen getrennt) zieht man sich aus und nimmt nur sein Handtuch mit rein. In Japan steht schon Shampoo bereit, wir haben trotzdem alle unser eigenes mitgenommen. Davon waren die Japanerinnen ziemlich beeindruckt, so etwas gibt es nämlich eigentlich nicht in Japan. Jedenfalls gibt es keine Duschen, schon mal gar nicht welche, mit Trennwänden. Man setzt sich in einer langen Reihe auf kleine Holzhöckerchen vor die Wand, an der sich Wasserkräne befinden und wäscht sich. Und zwar gefälligst gründlich. Danach darf man nämlich in die große Badewanne mit ziemlich heißem Wasser. Wir kamen uns mit 5 deutschen Mädels zwar etwas merkwürdig vor, aber das heiße Wasser war so entspannend, dass wir direkt die Vorteile von dieser Bademethode bemerkt haben. Nach einem relativ einfachen Abendessen (Curry-Reis) ging es ab ins Bett – nachdem wir das Mysterium der 1000 Bettlaken gelöst hatten.

Lange Ausschlafen gab es auch am nächsten Tag nicht. Dafür durften wir das japanische Früstück kennenlernen: viel Ei, und in Tokyo sogar Croissants und Toast. Aber natürlich auch typisch japanisches Frühstück: roher Fisch und Natto (Bohnen, die man mit Soya-Soße anrührt). Da haben wir uns aber erstmal noch zurück gehalten, das war wohl doch ein bisschen viel für den ersten Tag. Nach dem Frühstück sind wir direkt aufgebrochen um die Nacht in einem kleinen Hotel in den Bergen zu verbringen. Auf dem Weg dorthin sind wir in Nikko vorbei gekommen und durften auch hier den Tempel bewundern. Ziemlich beeindruckend, und obwohl wir noch ein bisschen müde waren, und ständig von Japanern angestarrt wurden, die von unseren teilweise blonden Haaren und unserer Größe beeindruckt waren, konnten wir den Ausflug bei ziemlich gutem Wetter genießen.

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Shrines and Temples of Nikko – 2010

Die zweite Nacht haben wir in einem typisch japanischen Hotel irgendwo in den Bergen verbracht. Das heißt, man muss am Eingang seine Schuhe ausziehen und bekommt Plastikschlappen (die leider nur in einer Größe verfügbar sind) und mit denen man bis zu seinem Zimmer laufen darf. An der Zimmertür zieht man dann auch die aus und läuft auf Socken in sein Zimmer, dass mit Tatami-Matten ausgelegt ist. Im Zimmer ist erstmal gar nichts. Die Betten muss man aus den verschiedenen Matten, die sich im Schrank befinden, selbst bauen (wenn man endlich mal rausgefunden hat, in welcher Reihenfolge man die auf den Boden legen muss, ist es auch schon wieder eine Stundespäter). In jedem Zimmer gibt es eine Toilette (was nicht selbstverständlich ist wie wir feststellen mussten), aber wehe, man betritt diese mit den Plastikschlappen oder ohne Schlappen! Man muss an der Toilettentür die Toilettenschlappen anziehen, und sollte auf keinen Fall vergessen, diese wieder auszuziehen, wenn man aus der Toilette rauskommt. Bisschen kompliziert und nicht bei allen direkt von Anfang an deutlich. Auch in diesem Hotel gab es das wunderbare heiße Bad, das leider für uns ein bisschen zu warm war – aber glücklicherweise gab es auch ein Ausenbad (natürlich immer noch für Männer und Frauen getrennt, was auch besser ist, da man tatsächlich ganz nackt ist). Das Bad war angenehm warm bei der kalten Abendluft im Oktober und dank großem Zaun brauchten wir auch keine Angst vor den Bären zu haben, vor denen wir von der Hotelleitung gewarnt worden waren. Nach dem Abendessen haben wir uns dann (zumindest teilweise) die japansichen Bademäntel angezogen: einen Yukata, bestehend aus einem dünneren „Bademantel“ aus Baumwolle und einem dickeren für drüber, damit man abends nicht friert. Damit haben wir dann auch alle in einem Zimmer gesessen und noch stundenlang den nächsten Aufenthalt in Tokyo geplant. Angeblich tragen Japaner nichts drunter – das haben wir dann aber doch mal lieber nicht ausprobiert.

Wie die Reise weiter ging, kommt dann in Teil 2 an die Reihe (:

Alexandra Claessens

2 Gedanken zu „Travel Diary: Zwei Wochen in Japan | Teil 1

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