Bucket Lists & Deadlines

Manchmal hat man das Gefühl, dass die Zeit nur so vorbeifliegt. Dass einem ständig Zeit fehlt, um all die Dinge umzusetzen, die auf der Bucket List stehen, die man noch so gerne machen wollte. Man würde am liebsten „Stopp“ rufen, die Zeit anhalten und einmal tief durchatmen, bevor es weitergeht. Vor allem, wenn eine Deadline immer näher rückt. Hatte man anfangs noch das Gefühl, mehr als genug Zeit zu haben, wird es plötzlich knapp. Es fallen einem in der letzten Minute noch Dinge ein, die man gerne (anders) gemacht hätte. Aber man kann die Zeit einfach nicht anhalten.

Genau das ist das Gefühl, dass ich bekomme, wenn ich daran denke, dass es nur noch zwei Wochen hier in München sind. Seit ich weiß, dass ich gehen werde, gekündigt habe und angefangen habe, Sachen in Kisten zu packen, wusste ich, dass der Tag des Umzugs kommt. Ich hatte ein Datum, an dem es für mich Zeit wird, die Tür ein letztes Mal hinter mir abzuschließen, ins Auto zu steigen und die knapp 900 Kilometer nach Den Haag zu fahren. Und trotzdem passiert gerade genau das, was mich vor jedem Umzug überrascht hat: Das Gefühl, nicht alles gemacht zu haben, was ich machen wollte. Die Zeit nicht bestmöglich genutzt zu haben. Ich hatte so viele Dinge vor, aber immer das Gefühl, mehr als genug Zeit zu haben. Plötzlich wird die Zeit knapp.

Natürlich komme ich wieder – spätestens Anfang Oktober zur Wiesn und Ende Oktober, um mit meinem Mann unsere Möbel einzupacken und endgültig umzuziehen. Aber es wird nicht das gleiche sein, denn mein zuhause ist dann woanders. Ich bin nur zu Besuch, habe vielleicht Zeit, mich mit Freunden zu treffen, aber werde ansonsten vermutlich im Festzelt auf der Theresienwiese hocken. Oder Möbel aus der Wohnung schleppen.

Versteht mich nicht falsch, ich freue mich. Es wurde einfach Zeit für das nächste Kapitel, dafür, nach immerhin über vier Jahren im Ausland wieder nach hause zu kommen. Und da eine Weile zu bleiben, ohne ständig das Gefühl zu haben, dass es wieder nur ein zuhause auf Zeit ist. Aber es ist auch ein Abschied von Freunden, von tollen Erinnerungen, von einer Stadt, die irgendwie ein Stück zuhause geworden ist, obwohl ich immer das Gefühl hatte, hier nicht hinzugehören. Und von zahllosen Möglichkeiten, was ich noch alles hätte machen können. Wie immer mit dem Zweifel verbunden, ob ich wirklich genug gemacht hätte, oder die Tage anders hätte verbringen können.

Und jetzt? Jetzt habe ich noch zwei Wochen Zeit, genau das zu machen, worauf ich Lust habe – noch einmal in die Berge fahren, die Sonne an einem der vielen Seen rund um München verbringen, noch einmal durch die Stadt schlendern, noch einmal ein Eis beim Verrückten Eismacher essen. Noch einmal mit den Mädels zum Lunch gehen, noch einmal in meinem Lieblingscafé frühstücken. Und dann fest vornehmen, es beim nächsten Mal von Anfang an anders zu machen und mich freuen – auf Den Haag.

Alex

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* The GDPR Checkbox must be checked

*

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.

Zurück nach oben