Living Abroad: Back Home 🖤

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich es einfach gemacht: Meinen Job in München gekündigt und angefangen, die ersten Umzugskisten zu packen. Trotz reiflicher Überlegung irgendwie spontan, denn eigentlich war der Plan, noch bis Ende 2019 in München zu bleiben. Und ohne Plan, denn mit drei Monaten Kündigungsfrist ist es schwierig, einen neuen Job zu finden, vor allem, wenn man sich in einem Land bewirbt, wo ein Monat Kündigungsfrist die Norm ist. In den Wochen danach habe ich immer wieder gezweifelt, war aber vor allem erleichtert. Trotz all der Unsicherheit, eine Festanstellung zu kündigen ohne etwas neues zu haben, mit dem Plan, in eine Stadt zu ziehen, in der man vorher noch nie gewohnt hat, weil man denkt, dass man sich dort wohlfühlen könnte, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war.

Oh oh, Den Haag

Letztendlich war der Plan ähnlich wie vor dreieinhalb Jahre in München: Mein Mann und ich waren mal dort, es hat uns ganz gut gefallen und als wir nach unserer Zeit in den USA wieder nach Europa ziehen wollten, haben wir dort Jobs gefunden. Auch damals war es unsicher: Während mein Mann schon einen Vertrag unterschrieben hatte, musste ich, nachdem wir nach München gezogen waren, noch zu diversen Vorstellungsgesprächen. Wir haben in einer kleinen und sehr altmodischen Airbnb-Wohnung gewohnt, waren von den Mietpreisen negativ überrascht (obwohl wir davor beide bei unterschiedlichen Maklerbüros in NYC gearbeitet haben und dort ziemlich krasse Mietpreise gewohnt waren!) und irgendwie hat es einfach nicht so ganz gepasst. Ich habe mir immer eingeredet, dass ich mich einfach noch daran gewöhnen muss, wieder in Deutschland zu sein, und mich dann schon wohlfühlen werde, bis ich nach zweieinhalb Jahren zu dem Schluss gekommen bin, dass München einfach nicht meine Stadt ist.

Das hätte auch in Den Haag passieren können. Natürlich hätten wir uns hier genau so unwohl fühlen können, natürlich hätte es sein können, dass wir nach ein paar Monaten sagen, oh wow, in München war es gar nicht so schlecht. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass wir beide von Anfang an wollten, dass es hier in Den Haag auf jeden Fall gut funktioniert, aber eines ist sicher: Nach nicht einmal acht Monaten (wovon ich die meiste Zeit im Gästezimmer meines Onkels gewohnt habe) fühle ich mich hier schon deutlich mehr zuhause als jemals in München. Ich vermisse meine Freunde dort, ich vermisse es, mal eben für einen Tag zum Skifahren fahren zu können, aber ehrlich gesagt war es das dann auch schon. Und: In den letzten Monaten ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie unwohl ich mich die letzten Jahre gefühlt habe. Mit mir selbst, mit der Gesamtsituation. Die Entscheidung, nach Den Haag zu ziehen war goldrichtig. Zum ersten Mal seit mittlerweile immerhin fast neun Jahren habe ich nicht das Gefühl, dass ich in absehbarer Zeit weiterziehen will, sondern denke mir: Hier will ich bleiben. Und das ist wirklich ein gutes Gefühl.

Auswandern – würde ich es wieder tun?

Hierzu muss ich kurz sagen: Für mich war der Umzug nach Den Haag kein Auswandern, sondern ein nach hause kommen. Auch, wenn ich in Deutschland aufgewachsen bin, war ich als Kind ständig hier, habe Familie hier und kannte die Stadt. Ich bin Niederländerin. Ich habe keinen deutschen Pass, ich denke nicht mehr auf deutsch, ich lese Nachrichten auf niederländisch. Und das schon, bevor ich wieder in die Niederlande gezogen bin. Für mich war der Umzug nach München das Auswandern.

Und trotz der gemischten Gefühle über die letzten drei Jahre und der Tatsache, dass ich das Gefühl habe, endlich irgendwie angekommen zu sein: Ja, ich würde wieder Auswandern. Würde ich noch einmal die Wahl haben zwischen einem Semester in der Stadt, in der ich studiert habe oder einem Semester im Ausland würde ich immer das Ausland wählen. Denn auch, wenn ich mich vielleicht nicht immer wohl gefühlt habe, habe ich es immer wieder genossen, neue Orte und Menschen kennenzulernen. Und man lernt dabei so viel über sich selber. Also ja, ich würde wieder Auswandern, wenn ich noch einmal in der gleichen Situation wäre – jetzt gerade eher nicht. Nach neun Jahren „unterwegs“ bin ich ehrlich gesagt ganz froh, wenn ich jetzt erst einmal ein bisschen Ruhe habe. Und auch hier gibt es ja noch mehr als genug zu entdecken und zu erleben. Aber: Sag niemals nie.

P.S. ‚Oh oh Den Haag‚ ist übrigens nicht nur einfach irgendeine Zwischenüberschrift, sondern der Titel von DEM Lied über Den Haag 😉

Alex

2 Gedanken zu „Living Abroad: Back Home 🖤

  1. Hallöchen,
    ich finde dich so mutig. Ob ich es mich trauen würde, einfach alles zu packen und auszuwandern, wage ich zu bezweifeln, aber mir gefällt es hier auch zu gut, wo ich lebe. Hier ist meine Familie, meine Freunde und mein wirklich toller Job!
    Freue mich für dich, dass es dir so gut geht und dass du glücklich bist 🙂

    Wünsche dir einen schönen Tag!

    Liebst Linni
    http://www.linnisleben.de

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