Kaum zu glauben, aber die Zeit in Dänemark ist schon so gut wie vorbei. Obwohl sich die einzelnen Tage manchmal ewig hingezogen haben und ich zwischendurch dachte, die Zeit steht still, ist es am Freitag schon wieder Zeit, um Abschied von Herning und Dänemark zu nehmen. Zeit, einmal zurück zu blicken.
Letztes Wochenende, an dem an sich nicht so richtig viel passiert ist, weil das Wetter mies war und wir irgendwie alle ziemlich erkältet waren, habe ich mich am Sonntagnachmittag mit meiner lieben Mitbewohnerin zu einem Spaziergang bei Eiseskälte durchgerungen. Ich wollte noch ein paar Fotos machen von Herning und der Umgebung, weil ich mir für 2016 vorgenommen habe, mehr Zeit mit Fotografie zu verbringen und weil man irgendwie immer nur Fotos von den ganzen Ausflügen macht. Von der Umgebung, in der man die meiste Zeit verbringt, irgendwie gar nicht…
Dabei haben wir uns unterhalten, darüber, wie schnell die Zeit vorbei gegangen ist, wie komisch es war, nach den langen Weihnachtsferien zurück nach Herning zu kommen, wen wir alles kennen gelernt haben, und noch vieles mehr. Vor allem darüber, dass wir uns beide sicher sind: nach Herning kommen wir so schnell nicht wieder zurück, wenn wir einmal hier raus sind. Denn eines ist ganz sicher, wir werden diese Stadt nicht wirklich vermissen.
Vieles ist passiert seit dem ersten Wochenende, an dem wir im halbleeren Wohnzimmer saßen, irgendwelchen dänischen Schnapps getrunken haben, den wir alle nicht mochten (wir teilen die dänische Vorliebe für Lakritz in ALLEM einfach nicht…) und uns darüber unterhalten haben, was wir so alles vorhaben. Wir haben viel gesehen, sind so oft es möglich war aus Herning geflohen um an den Wochenenden mehr zu erleben. Wir haben alle Freundschaften getroffen – und mir ist bewusst geworden, dass ich zwar ein Großstadtmensch bin, mich mit den richtigen Leuten an meiner Seite aber überall wohlfühlen kann. Zumindest, wenn man sich einmal an den Dauerzustand gewöhnt hat, dass alles nur auf Zeit so ist, wie es gerade ist.
Ich muss sagen: ich beneide die, die nach Weihnachten nicht mehr zurück kommen mussten, weil sie die Punkte nicht mehr brauchen. Herning ist ein wenig trostlos im Winter, unsere halbleere Wohnung wirkt nun noch leerer, weil wir alle die Hälfte unserer Klamotten bereits zuhause gelassen haben. Die Bemühungen, sich mit den neuen Austauschstudenten, die bereits angekommen sind anzufreunden, halten sich in Grenzen, denn uns ist alles bewusst: am Freitag sind wir hier weg. Und dann ist es nicht mehr unser Problem, dass hier absolut nichts zu tun ist, und eben nur 5 Leute in das eine Auto passen, das wir zur Verfügung haben, um irgendwohin zu fahren, wo vielleicht mehr zu tun ist.
Es war anstrengend und gleichzeitig entspannt, ich habe mich oft gelangweilt und darum so viele Bücher gelesen und Serien geschaut wie noch nie, ich habe tolle Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen und ich habe viel dazu gelernt. Ich hatte die Zeit, die ich brauchte, um New York zu planen und vorzubereiten und jetzt bin ich mir bei einem ganz sicher: ich bin bereit für’s nächste Abenteuer.