Lesson Learned: The Size

Die schönsten Outfits stehen einem nicht, wenn sie nicht richtig sitzen – was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist etwas, das ich erst lernen und verstehen musste. Vor allem als Teenager, aber auch in den ersten Jahren meines Studiums, habe ich mich stark über meine Kleidergröße definiert. Ich bin zu dick, wenn ich eine 40 kaufen muss war ein Gedanke, der mir viel zu oft gekommen ist. Dabei war ich nie dick. Eine größere Größe kaufen, damit das Kleidungsstück besser sitzt? Das ging auf gar keinen Fall. Lieber habe ich mich jahrelang in zu kleine Kleidung gequetscht.

Ein gesundes Verhältnis zur Kleidergröße

Ich bin mit 1,75 nicht gerade klein, und war immer ein eher schlanker Mensch. Trotzdem war das Verhältnis zur Kleidergröße lange eher schwierig. Gerade während der Schulzeit habe ich oft sehr enge Tops und Hosen getragen – weil ich auf gar keinen Fall eine größere Größe als 36 kaufen wollte. Das war weder bequem, noch sah es besonders gut aus. Denn wenn wir mal ehrlich sind: Auch schlanke Menschen sehen in zu enger Kleidung immer ein bisschen zu aus wie Wurst in Pelle, und wirken damit schnell fülliger, als sie eigentlich sind. Gerade in einer Zeit, in der sowieso eng anliegende Kleidung modern ist und oversized noch kein Thema war, hat meine Kleidung dann oft unschön eingeschnitten. Heute weiß ich, dass ich mir völlig unnötig so viel Stress über die Größe gemacht habe – gerade weil ich nie Probleme mit meinem Gewicht hatte. Aber wenn ich alte Fotos sehe, denke ich oft: Hättest du das doch damals einfach eine Nummer größer gekauft. Das hätte dir viel besser gestanden und du hättest dich letztendlich vermutlich deutlich wohler darin gefühlt.

Ein gutes Beispiel ist wohl eine Winterjacke, die ich im Urlaub mit meinen Eltern in Italien gekauft habe – ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, ich schätze ungefähr 14. Die Jacke hatte die italienische Größe 42, was in Deutschland einer 36 entspricht. Auf dem Label stand aber nur die Zahl 42. Ich habe die Jacke damals mitgenommen, weil sie sehr schön war und meine Mutter darauf bestanden hat. Trotzdem war ich den ganzen Winter lang nervös, dass jemand entdecken könnte, dass ich eine 42 trage.

Geändert hat sich mein ungesundes Verhältnis zu meiner Kleidergröße erst im Laufe der Zeit. Ich habe angefangen, mich mehr für Mode zu interessieren. Gerade während meiner Auslandssemester in Paris, Dänemark und New York habe ich mit meinem Look experimentiert und dabei gemerkt: Die Zahl auf dem Label ist wirklich egal, hauptsache, es sitzt und ich fühle mich darin wohl. Denn was bringt es mir, wenn ich ein cooles Teil in Größe 36 kaufe, es dann aber nur selten trage, weil ich mich darin unwohl fühle und es immer eingequetscht aussieht? Ich habe mich an Dinge herangetraut, die ich jahrelang bewusst und unbewusst gemieden habe. Oversized zum Beispiel, oder weite Hosen. Ich habe für mich herausgefunden, wie ich Dinge kombinieren muss, damit ich mich darin gut fühle – ein Gefühl, dass zu jedem Look gehören sollte. Ich habe gemerkt, dass passende Kleidung wichtiger ist, als die Zahl auf dem Label. Fürs eigene Gefühl, für die Ausstrahlung und für den Look selbst. Und am Ende des Tages interessiert es sowieso niemanden, welche Größe man trägt.

38 ist nicht gleich 38

Eine Erkenntnis, die mir dabei geholfen hat, war definitiv, dass eine 38 nicht immer eine 38 ist. Größen variieren je nach Kollektion und Hersteller. Und sogar, wenn man seine Klamotten immer im gleichen Laden oder von der gleichen Marke kauft, kann es vorkommen, dass man mal eine 36 trägt, und mal eine 40. Viele Hersteller versuchen zwar, die Größen einheitlich zu kennzeichnen, trotzdem können einzelne Kollektionen oder Kleidungsstücke unterschiedlich ausfallen. Und dann ist da natürlich auch noch der Schnitt, und die Tatsache, dass jeder Körper anders ist. Bei keinem von uns sitzt ein Kleidungsstück genau so, wie es auf der Schaufensterpuppe aussieht.

Es hat echt lange gedauert, bis ich gelernt habe, dass ich mich nicht in zu kleine Klamotten quetschen muss, um irgendwem (oder vor allem mir selbst) zu beweisen, dass ich nicht ‚zu dick‘ bin. Und dass eine Kleidergröße herzlich wenig mit Mode und Style zu tun hat. Denn so lange man sich wohl fühlt in dem, was man trägt, weil man selbst davon überzeugt ist, dass es einem gut steht, ist es vollkommen egal, welche Größe auf irgendeinem Label steht. Denn eigentlich ist es einfach nur eine Zahl, die wir höchstens als Orientierungshilfe nutzen sollten, um die passende Größe schneller finden zu können.

Alex

3 Gedanken zu „Lesson Learned: The Size

  1. Hallo Alex,

    da muss ich schmunzeln weil ich mich wiedersehe! Mit meinen 1,77 bin ich genau in deinem Muster 😀 Mir passte meistens sowieso eine Nummer größer sonst war es zu kurz! 🙂
    Mittlerweile trage ich schöne Sachen in passenden Größen – keine Fast-Fashion – und mir geht es im Business und auch zu Hause mit Kindern sehr gut damit!

    Ganz liebe Grüße,
    Alexandra.

  2. Liebe Alex, ein schöner Beitrag und eine super Idee, das Thema aufzugreifen. Vielen Dank. Tatsächlich bist du nicht alleine, was dieses Krux mit der Kleidergröße angeht. Ich habe aber immer umgekehrt wie du gedacht, bei mir musste immer alles etwas weiter sein, um zu überspielen, dass ich zu dick bin. Somit hat zumindest nie was gezwackt, aber in Säcken rumzulaufen ist es ja auch nicht 🙂 Herzlichen Gruß Bettina

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