Ich bin Niederländerin – aber in Deutschland aufgewachsen. Obwohl meine Familie einen sehr internationalen Hintergrund hat, habe ich mich, als ich für mein Studium in die Niederlande gezogen bin, als Niederländerin gefühlt. Aber genau dieser internationale Hintergrund war dann der Grund, warum ich in den ersten Jahren dann doch über ein paar typisch niederländische Bräuche gestolpert bin (und sie teilweise immer noch ein bisschen merkwürdig finde)!
1. Der Geburtstagskalender auf dem Klo
Vielleicht liegt es an den sozialen Netzwerken, dass man bei Niederländern zuhause immer seltener den obligatorischen Geburtstagskalender findet – aber für mich ist das nach wie vor typisch holländisch. Viele Familien hier haben einen solchen Kalender auf der Gästetoilette hängen. In den meisten Fällen liegt auch direkt ein Stift in der Nähe, damit der Besuch seinen Geburtstag auch direkt eintragen kann, sollte er noch nicht im Kalender stehen. Obwohl ich das am Anfang irgendwie merkwürdig fand (und meinen Geburtstag nie irgendwo eingetragen habe), finde ich die Idee dahinter sehr einleuchtend: Man geht es mehrmals am Tag aufs Klo, und so vergisst man zumindest die Geburtstage von Freunden und Familie nicht mehr so schnell. Und da jeder seinen eigenen Geburtstag einträgt, muss man sich dabei auch nicht auf Facebook und Co verlassen. Bei uns hängt kein Kalender auf der Gästetoilette, aber ich möchte einen in den Flur hängen – das passt irgendwie besser, finde ich.
2. Jemandem gratulieren – oder der ganzen Familie
Bleiben wir beim Thema Geburtstag: Wenn man auf einen niederländischen Geburtstag eingeladen ist, gratuliert man nicht nur dem Geburtstagskind, sondern auch direkt der ganzen Familie. Und nein, damit meine ich nicht nur die Eltern, sondern auch Geschwister, Tanten, Onkel und Anhang. Und, je nachdem, eventuell auch den Freunden, die so dabei sind. Warum? Keine Ahnung. Warum man den Eltern gratuliert, verstehe ich ja noch irgendwie, aber als mir mal jemand zum Geburtstag meines Schwiegervaters gratuliert hat, fand ich das schon sehr…komisch.
3. Bestanden ist gut genug
Beim Studium ist mir noch etwas aufgefallen: In Projektgruppen mit deutschen und niederländischen Studenten kam es oft zu…Diskussionen. Denn während viele deutsche Studenten das Projekt so gut wie möglich und im Idealfall mit einer 10 (beste Note in den Niederlanden) abschließen wollen, sind Niederländer oft zufrieden, wenn sie es einfach nur bestehen. Warum zu viel anstrengen um eine höhere Note zu erreichen? Das gilt natürlich nicht für alle, kommt aber ziemlich oft vor. Vielleicht liegt es einfach daran, dass es hier auch keinen NC gibt und das Schulsystem deutlich flexibler ist als in Deutschland? Letztendlich hat sich nach meinem Studium übrigens niemand mehr für meine Noten interessiert – weder in Deutschland, noch in den Niederlanden.
4. Sinterklaas statt Weihnachten
In den Niederlanden feiert man Weihnachten nicht so wie in Deutschland – schon gar nicht am 24. Dezember. Die Geschenke bringt Sinterklaas mit, der am 5. Dezember Abends kommt. Der 24. Dezember ist dagegen ein ganz normaler Arbeitstag. Die Weihnachtsfeiertage verbringt man genau wie in Deutschland dann meist mit der Familie und geht zusammen essen, allerdings traditionell ohne Geschenke. Sinterklaas ist ein spanischer Bischof, der mit dem Schiff in die Niederlande kam – und das ist auch heute noch so. An einem Novemberwochenende kommt Sinterklaas mit dem ‚ Zwarte Piet‘ in einem Ort in den Niederlanden (meist mit dem Boot, im letzten Jahr aber mit dem Zug) an. Ein Spektakel, dass sich viele Familien aus der Umgebung natürlich live anschauen.
5. Die Snack-Wand
Es gibt sie vermutlich in jeder niederländischen Stadt: die Snackwand. Besonders praktisch, wenn man nach dem Feiern noch schnell einen kleinen Snack braucht! Die sogenannte Muur ist eine Wand mit kleinen Glastürchen, hinter denen diverse niederländische Snacks (also zum Beispiel Fleischkroketten und so weiter) und Burger liegen. Man steckt Kleingeld rein, macht die Tür seiner Wahl auf, nimmt den warmen Snack raus und macht die Tür wieder zu. Mittlerweile kann man natürlich auch mit Karte zahlen (siehe Punkt 6).
6. Alles mit Karte zahlen
Klein Bedrag? Pinnen mag! – das Schild seht ihr immer noch in vielen niederländischen Supermärkten an der Kasse. In der Regel zahlen Niederländer alles mit Karte. Egal, ob es nur ein paar Cent sind oder viel mehr. Egal ob es im Supermarkt, Restaurant oder in der Snackbar ist. Man zahlt in den Niederlanden einfach mit Karte, mittlerweile fast immer kontaktlos und/oder mit dem Handy. Viele Supermärkte haben auch sogenannte „Pinkassa’s“, also Kassen, an denen man nur mit Karte zahlen kann.
Es gibt natürlich noch viele andere Traditionen und Bräuche hier in den Niederlanden, die für Touristen eher ungewöhnlich sind – aber das sind glaube ich die, mit denen man im Alltag am häufigsten konfrontiert wird. Ist euch noch etwas aufgefallen, das ich hier vergessen habe? Lasst es mich dann auf jeden Fall wissen!
Das sind tolle Bräuche und Traditione. Zurzeit ist Reisen ja nicht möglich aber ich hoffe wir können bald wieder tolle Orte bereisen. Lg Melissa
Ich finde den Beitrag richtig cool, weil ich ein großer Fan der Niederlande und der Kultur bin. Irgendwie wirken unsere Nachbarn viel entspannter als wir Deutschen. Besonders Punkt 3 ist einfach nur sympathisch ….
Liebe Grüße, Milli
(https://www.millilovesfashion.de)
Das sind ja richtig coole Fakten über Niederlanden 🙂 Das würde super zu meiner aktuellen Blogparade „Interessantes aus aller Welt“ passen! Besonders skurril finde ich den Geburtstagskalender auf der Gästetoilette. Es gibt doch nichts was es nicht gibt..
Liebe Grüße,
Tanja von Tanja’s Everyday Blog
https://www.tanjaseverydayblog.com
Ich war schon sehr oft in Holland, aber diese Dinge wusste ich noch nicht und die Snack Wand, ist mir irgendwie auch noch nie aufgefallen. Danke für diese Infos – sehr interessant :-)!
lg
Nena
Die gibts an fast jeder Pommessbude, meist im Zentrum und/oder am Bahnhof. Auf jeden Fall mal einen Versuch wert 😉