Ist die Anzahl der bereisten Länder nicht letztendlich egal?

24. Das ist die Anzahl der Länder, die ich in meinem Leben bereist habe – eigentlich eine ziemlich gute Zahl, wenn man bedenkt, dass ich gerade mal 29 bin. Aber wenn ich mich auf Instagram umschaue, scheint es irgendwie ziemlich wenig zu sein. Ständig fallen mir Profile auf, in denen schon in der Bio etwas von 150 bereisten Ländern oder mehr steht – und das bei Menschen, die teilweise deutlich jünger sind als ich. Lange wollte ich auch eine möglichst hohe Zahl in mein Profil schreiben können, um mithalten zu können. Mittlerweile weiß ich, dass ich das nicht brauche, weil es mir nicht um die Anzahl der bereisten Länder sondern um die schönen Erinnerungen geht. Trotzdem frage ich mich immer noch: Warum ist diese Anzahl so wichtig, dass so viele Menschen sie wie eine Trophäe vor sich hertragen?

Versteht mich nicht falsch: Ich reise gerne, und auch auf meiner Bucket List stehen noch viele Länder. Aber dabei geht es mir eben nicht um die Zahl der bereisten Länder, sondern viel mehr um die Erlebnisse und schönen Momente. Ich liebe es, Kulturen kennenzulernen, und mir vor Ort Zeit zu nehmen – wenn sich das irgendwie mit meinem Job vereinbaren lässt. Und wenn mir ein Ort gefällt, komme ich auch gerne dorthin zurück, ohne mir Gedanken zu machen, dass ich gerade reise ohne ein neues Land auf die Liste der bereisten Länder setzen zu können. Deswegen bin ich auch oft in meiner Heimat in den Niederlanden unterwegs, um eben genau das zu tun: die kleinen Dinge zu genießen, und auch dieses Land durch und durch kennenzulernen. Für Erlebnisse muss ich nicht immer weit wegfliegen.

Seit ich realisiert habe, dass die Zahl der bereisten Länder letztendlich egal ist, wenn man sich auf die Erlebnisse konzentriert, kann ich diese kleinen Momente viel mehr genießen. Ich muss mich nicht mehr vergleichen mit anderen, die jünger sind als ich, aber eine deutlich höhere Zahl auf ihrem Profil stehen haben. Es ist kein Wettkampf – Reisen ist eigentlich etwas, das man vor allem für sich selbst tut. Und das man dann vielleicht online teilt, um andere daran teilhaben zu lassen. Dabei ist es vollkommen egal, in wie vielen Ländern man schon war in seinem Leben.

Aber Instagram ist eben ein Ort, an dem sich für viele alles um Zahlen dreht – auch, wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Zahlen lassen sich leichter vergleichen als Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen. Mehr Follower, mehr Likes und eben auch mehr bereiste Länder werden dann schnell zum Aushängeschild. Ich finde das schwierig, denn es kann Druck erzeugen. Nicht nur unter den Influencern, sondern gerade bei den Menschen, die ihnen folgen und gerne genauso wären – und vielleicht noch nie in ihrem Leben die Chance hatten, überhaupt viel zu Reisen. Und es vermittelt ein falsches Bild davon, was beim Reisen wichtig ist: Die Erlebnisse, die kleinen Momente, die Menschen, die man unterwegs trifft, die besonderen Anblicke, mit denen man vielleicht nicht gerechnet hat und das Kennenlernen fremder Kulturen. Sich Zeit zu nehmen um ein Land kennenzulernen, statt nur die Sehenswürdigkeiten abzuklappern um ein möglichst gutes Bild für Instagram zu schießen.

Ich bin froh, dass sich meine Sicht auf das Reisen in den letzten Jahren so verändert hat – denn genau das hat mir geholfen, wirklich jeden Tag auf Reisen zu genießen. Natürlich könnte ich in der gleichen Zeit mehr Länder bereisen. Aber darauf kommt es letztendlich einfach nicht an, oder?

Alex

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