Eigentlich lese ich Bücher am liebsten in ihrer Originalsprache, zumindest, wenn ich die Sprache ausreichend verstehe und lesen kann, um das Buch und die Zusammenhänge zu verstehen – deswegen ist es wohl eine Ausnahme, dass ich das Buch Die Zwillinge von Tessa de Loo auf deutsch gelesen habe.
Denn Tessa de Loo ist eine niederländische Autorin, aber da der Roman auf deutsch neu verlegt wurde, hat es sich nun einmal angeboten, auf die deutsche Ausgabe zurückzugreifen. Mittlerweile würde ich gerne auch einmal in die niederländische Ausgabe reinlesen, einfach, um mal zu sehen, wie genau die Übersetzung am Original ist…so oder so habe ich mich auf jeden Fall auf ein Buch gefreut, dass die beiden Kulturen meiner Familie und meiner Kindheit aufgreift und war wirklich gespannt, was Die Zwillinge zu bieten hat.
Titel: Die Zwillinge
Autorin: Tessa de Loo
Verlag: Diana
Genre: Roman
Seiten: 525
Darum geht’s: Lotte und Anna sind Zwillinge, die irgendwo in Köln aufwachsen – bis ihre Eltern sterben und sie getrennt werden. Anna kommt zum Großvater nach Niedersachsen, und muss auf dem Bauernhof schwer schuften, während Lotte in die Familie ihrer liebevollen niederländischen Verwandten aufgenommen wird, wo sie mit mehreren Geschwistern und wohl behütet aufwächst. Weil die Zwillinge bei der Trennung noch sehr jung sind, verlieren sie schnell den Kontakt. Als sie sich 74 Jahre später zufällig bei einer Kur wiedertreffen, versuchen sie, die Jahre zu überbrücken und erzählen einander, wie es ihnen vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg ergangen ist. Doch ist eine Annäherung nach so vielen Jahren überhaupt noch möglich?
Wie es mir gefallen hat: Obwohl das Buch definitiv seine Längen hatte, hat es mir insgesamt gut gefallen. Wer schon mehrere Romane gelesen hat, die während und um den zweiten Weltkrieg spielen wird sicherlich nicht wirklich neues erfahren, denn was den Schwestern so alles passiert ist definitiv nicht wahnsinnig außergewöhnlich. Was ich wirklich interessant fand, war der Konflikt und die beiden Positionen der Zwillinge: während Anna sich nie für Politik interessiert hat und unter dem Krieg gelitten hat, sieht sie auch das Positive, das die politische Veränderung zumindest am Anfang gebracht hat, ohne das, was Hitler getan hat in irgendeiner Weise zu beschönigen. Lotte hingegen hat Probleme, ihrer Schwester zu verzeihen, da für sie alle Deutschen Schuld sind an dem Leiden, das sie und ihre Familie durchmachen musste. Genau diese unterschiedlichen Meinungen, die doch gleichzeitig auch so viele Aspekte gemein haben, sind mir so in einem einzigen Buch noch nie begegnet, und genau das hat den Roman zu etwas besonderem gemacht. Die Thematik lässt sich auch gut auf die heutige Situation rund um Terror und Flüchtlinge übertragen, und die Wichtigkeit der Differenzierung. Daher eine absolute Leseempfehlung!
Transparenz: Dieser Post enthält Affiliate Links und das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.
